Ihnen war aber durch das Bombardement nichts geschehen. Wir setzen uns auf einen Schutthaufen, neben einen Kessel. [...] Schnell meine Stiefel gegriffen - die Hosen hatte ich sowieso angelassen - und ohne Jacke raus auf den Flur und etwas verschnaufen. Als ich von meinem Gefechtsstand zum RLM lief, sah ich auf einem Handwagen zwei noch brennende Leichen, deren Gesichter bereits halb verkohlt und deren Kleider zu Asche geworden waren. Wir verharren mucksmäuschenstill, und mein wild schlagendes Herz beruhigt sich. Die Bomben regneten herab. So war also der Kampf idiotisch. Jetzt mussten sie eigentlich da sein.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, lief ich ins Zimmer zurück, um meine übrigen Sachen zu holen. Er war gefasst. Die Frischluftzufuhr reichte nicht aus.
Frau Dieselhorst und Joachim blieben mit dem Wägelchen, auf dem auch unsere Sachen lagen, draußen stehen. Bald kamen die Russen in unser Zimmer. An der Sperre am Halleschen Tor wachte SS. Die Besprechungen schienen zunächst erfolgreich zu verlaufen. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Die deutschen Truppen waren so zusammengesetzt wie die Einheit meines Vaters. Ohne Zwischenfall gelangten wir an unseren Bestimmungsort.
Die wenigen Flak wurden im Erdkampf eingesetzt. Ich stoße an einen Blechtopf. [...] Mein Vater war Abschnitts-Kommandant und sein Verteidigungs-Sektor erstreckte sich von der Hornstraße über das Hallesche Tor zur Skalitzer Straße, weiter bis zum Görlitzer Bahnhof und vom RLM aus zum Spittelmarkt.
Es machte ihm Spaß. [...] In diesem Aufzug wollten wir nach Hause wandern. "In allen Ausgängen hocken Russen'". Es ging in Richtung Spittelmarkt. Nach der Unterredung rief mein Vater Rust und mich zu sich und teilte uns einen ungeheuerlichen Plan mit: Innerhalb einer Stunde sollten sich alle kampffähigen Männer an bestimmten Stellen der Innenstadt versammeln, von dort aus nach Norden durchbrechen und sich schließlich mit deutschen Verbänden, die irgendwo nördlich von Berlin kämpften, vereinigen.
Mit einem athletischen Sprung wollte ich das Bett verlassen, vergaß aber in der Aufregung, dass ich in einem Bettbezug lag, der jetzt meine Bewegung zurückhielt. Die Ohren dröhnten. Wir kauerten uns also zunächst wieder in unsere Ecke.
Kurz vor unserem Eintreffen hatten die Russen behauptet, sie hätten in unserem Haus einen deutschen Soldaten gesehen. Gespenstisch ragten die Ruinen in den Himmel. Während wir so in diesem Hof standen, forderten uns die Russen unter Drohungen auf, unsere Uhren abzuliefern. Im Nu stand der Tank in Flammen. Ich muss zugeben, es entsprach alles den Tatsachen.
Man hätte ohne Mühe Zeitung lesen können. Wir, von der Kampfgruppe Sommer, etwa noch 50 Mann, marschierten nun, oder besser gesagt, stolperten, schlichen, in dunkler Nacht hinter meinem Vater her durch die Trümmer der Wilhelmstraße und weiter zu dem bestimmten Sammelplatz. Flugzeuggebrumm. Aber dann hieß es, die Truppen ständen doch noch weiter entfernt von Berlin. Bis zum letzten Tag erhielten wir solche Meldungen. Gott sei Dank für die wunderbare Rettung! Einsichtige Soldaten versuchten sich dem Kampf zu entziehen. Wir tappten weiter zu einer steinernen Brücke.
Die Kameraden im Zimmer waren alle wach. Er ist verschwunden.
Aber wir trauen uns nicht. Die Kameraden um uns herum blickten verzweifelt oder teilnahmslos. Ich hatte während des Krieges schon viele Bombenangriffe erlebt und war manches gewöhnt. Sie verlangten Schnaps, verhielten sich sonst aber friedlich. Es musste etwa 5 Uhr morgens sein. Die Offiziere sollten ihre blanken Waffen behalten, und alle Soldaten hätten ihre Orden tragen dürfen. Trübe. Die letzten Meter bis zur HIC, ging's zu Fuß. Mein Vater machte sich deshalb mit mir auf, um den kommandierenden Oberst in Nacht und Chaos zu suchen. Der russische Flieger, der irgendetwas Verdächtiges, uns wahrscheinlich, auf der Brücke bemerkt haben musste, warf Splitterbomben. Regungslos lauschen wir. Ein modernes Doppelzimmer mit fließendem Wasser. Dieser Eintrag stammt von Klaus Sommer (1927 - 1994 ) aus Krefeld , November 2007 : 23.
Wie es um uns aussah, weiß ich nicht. So räumten wir eine Zeit lang den Trümmerschutt von der Straße, immer jedoch dabei nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau haltend. Schon am Tage meines Einzugs ins RLM wurde mein Vater darauf hingewiesen, dass sich bald Feinddruck auf seinen Abschnitt bemerkbar machen würde.
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